AGROfutur ist jetzt
Studienreform mit partizipativem Ansatz
Die Ansprüche an abgehende Agrarwissenschaftler*innen sind vielfältig und in stetigem Wandel. Daher muss auch ein Studiengang immer wieder überarbeitet werden. Die letzte Studienreform «AGROfutur» trat 2016 in Kraft.
Wie bringt man Studierenden der Agrarwissenschaften in fünf Jahren bei, kritisch zu denken, Fehlentwicklungen rasch zu erkennen, Lösungsansätze zu erarbeiten und zu überprüfen, wissenschaftliche Erkenntnisse und neue technische Möglichkeiten in der Praxis anzuwenden, mit einem weiten Kreis von «Stakeholdern» zu diskutieren und Führungsrollen zu übernehmen? Der Herausforderung, diese Frage zu beantworten stellte sich ein Team aus Studiendirektor, Koordinatorin, Leiterin des Praktikantendienstes, dem Lehrspezialisten des Departements und einer Spezialistin für Didaktik.
Ein innovativer Ansatz
Die Ansprüche an die Reform waren keineswegs bescheiden. Es soll eine exzellente Lehre angeboten werden, die sich international abhebt und den Studierenden einen leichten Einstieg ins Berufsleben ermöglicht. Um dieses Ziel zu erreichen wurde ein partizipativer Ansatz gewählt, der an der ETH heute Vorbildcharakter hat.
Während vier Jahren wurde mit Studierenden, Dozierenden und Fachleuten des beruflichen Umfelds, die oftmals selbst an der ETH studiert hatten, diskutiert. Gestartet wurde der Prozess mit einem zweitägigen Kick-off, an dem mehr als 40 Personen teilnahmen. Dem Kernteam war vor allem sehr wichtig, dass bei allen Entscheidungen auch Studierende beteiligt waren.
So konnten Schwächen des alten Systems aufgedeckt und durch den technischen und ökologischen Wandel neu entstandene Ansprüche definiert werden. Es wurde rasch klar, dass vor allem in drei Bereichen Handlungsbedarf bestand: die Praxisnähe der Ausbildung, die überfachlichen Kompetenzen und die Vergleichbarkeit der fachlichen Qualifikation.
Neuerungen im Bachelor und Master
Als erster Schritt des Prozesses wurde definiert, welche Fähigkeiten die Studierenden während des Bachelor- und Masterstudiengangs erwerben sollten. Die Vielfalt dieser Fähigkeiten repräsentiert dabei die Vielfältigkeit der agronomischen Berufstätigkeit. Basierend auf den Qualifikationsprofilen wurden neue Lehrveranstaltungen kreiert oder bestehende angepasst.
2016 war es so weit
Im September 2016 starteten schliesslich die ersten Bachelor- und Masterstudiengänge im neuen System. Wie üblich bei einer solch umfassenden Reform zeigten sich zu Beginn noch Kinderkrankheiten und einige der Neuerungen stiessen bei den skeptischen Studierenden nicht nur auf Verständnis.
Diskussionsrunden mit allen Beteiligten wurden und werden in regelmässigen Abständen durchgeführt um den hohen Ansprüchen der Studierenden gerecht zu werden.
Die wichtigsten Neuerungen im Bachelor
- Das zweite Jahr: Die Praxis wird miteinbezogen Während des dritten und vierten Semesters sind zentrale fachliche Lehrveranstaltungen aus allen drei Vertiefungen und naturwissenschaftliche Grundlagenfächer für alle Studierenden obligatorisch. Nach dem vierten Semester absolvieren alle Studierenden zum selben Zeitpunkt ein zehnwöchiges Praktikum auf einem gemischtwirtschaftlichen Betrieb.
- Das dritte Jahr: Die gelernte Theorie wird erstmals erprobt Im fünften Semester findet ein obligatorisches laborwissenschaftliches Praktikum statt und es werden die Fertigkeiten in wissenschaftlichem Schreiben, in Datenanalyse und in verschiedenen Präsentationsformen abgerundet, sodass die Bachelor-Arbeit im sechsten Semester als Erprobung der Summe der geschulten Fertigkeiten angesehen werden kann.
Die wichtigsten Neuerungen im Master
Vor Beginn des Masterstudiums wählen die Studierenden wie zuvor aus den drei Vertiefungen Agrarökonomie, Pflanzen- und Tierwissenschaften jene aus, auf die sie sich spezialisieren möchten.