Die Gründung des D-USYS
Und das Ende des D-AGRL
Die Entscheidung, dass Agrar- und Lebensmittelwissenschaften nicht mehr in einem Departement vereint sein sollten, fiel nicht leicht. Durch die rückläufige Studierendenzahl in den Agrarwissenschaften schien sie jedoch unumgänglich. Die positive Entwicklung der beiden neu geschaffenen Departemente zeigt heute, dass ihre Gründung richtig war und viele neue Synergien schuf.
Es war kein einfacher Schritt: Am ersten Januar 2012 schloss sich das Institut für Agrarwissenschaften gemeinsam mit dem Departement für Umweltwissenschaften (D-UWIS) zum neu gegründeten Departemente für Umweltsystemwissenschaften (D-USYS) zusammen. Nach 23-jährigem Bestehen wurde das D-AGRL aufgelöst. Das neue Departement will Themen der Umwelt- und Agrarwissenschaften vermehrt systemisch und ganzheitlich angehen.
Gleichzeitig spalteten sich die Lebensmittelwissenschaften von den Agrarwissenschaften ab. Zusammen mit den Neurowissenschaften, den Bewegungswissenschaften und Teilen des Biomedical Engineering wurde das Institut für Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit (IFNH) Teil des neu geschaffenen Departements für Gesundheitswissenschaften und Technologie (D-HEST).
Keine Veränderung ohne Kritik
Die Reorganisation war unter anderem eine Reaktion auf die Studierendenzahlen. Während bei den Agrarwissenschaften die Studierendenzahlen seit Mitte der 80er Jahre abnahmen, war die Nachfrage bei den Lebensmittelwissenschaften seit den 70er Jahren konstant gestiegen.
Trotzdem brachte der Schweizer Bauernverband und der Berufsverband SVIAL diesem Entscheid wenig Verständnis entgegen. Der damalige Präsident des Bauernverbandes Hans-Jörg Walter störte sich hauptsächlich daran, dass die Agrarwissenschaften nicht mehr Teil des Namens des Departements waren. Er befürchtete, dass die einzige universitäre Ausbildungsmöglichkeit für Landwirtschaft an Bekanntheit verlieren würde und sich noch weniger Studierende für diese Ausbildung entscheiden würden.
Der damalige Geschäftsführer des SVIAL Michel Roux hingegen befürwortete zwar den stärkeren Bezug zu den Umweltwissenschaften, kritisierte jedoch den Zeitpunkt der Neustrukturierung. Die aktuelle Lebensmittelknappheit und das starke Bevölkerungswachstum machten eine Zusammenarbeit der zwei Disziplinen weiterhin unabdingbar. Eine Trennung berge das Risiko einer Entwicklung der Forschung in eine falsche Richtung.
Die Sorge, dass der universitäre Studiengang der Agrarwissenschaften weiter an Attraktivität verlieren würde, sollte sich in den ab den 2010er Jahren konstanten Neueinschreibungen als unbegründet erweisen.
Die Disziplinen bleiben verbunden
Für die Studierenden änderte sich im Lehrplan für Agrar- und Lebensmittelwissenschaften mit dieser Umstrukturierung wenig. Der enge Zusammenhang zwischen den Agrar- und Lebensmittelwissenschaften zeigt sich auch heute immer noch deutlich im Curriculum der beiden Studiengänge. So besuchen die Studierenden im ersten Studienjahr mit nur einer Ausnahme die gleichen Vorlesungen und im dritten Semester sind dieselben Grundlagenvorlesungen als Pflichtveranstaltungen im Lehrplan markiert. Bis hin zum Master-Studium gibt es Vorlesungen, die von den Studierenden beider Studiengänge gemeinsam besucht werden.
Die beiden Abteilungen decken verschiedene Aspekte des Ernährungssystems ab. Im Rückblick über ein Jahrzehnt kann gesagt werden, dass die Gründung von D-USYS und D-HEST die notwendige Grundlage für einen wissenschaftlich fundierten Forschungsansatz für nachhaltige Ernährungssicherheit und die Belastbarkeit globaler und lokaler Ernährungssysteme ist. Zudem vernetzt das 2011 gegründete World Food System Center (WFSC) die beiden Disziplinen in gemeinsamen Forschungsprojekten entlang der ganzen Lebensmittelwertschöpfungskette.