AgroVet-Strickhof – neue Lehr- und Forschungsplattform für die Agrarwissenschaften

Wie Interdisziplinarität auf einem Betrieb zusammenspielt

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  • Forschung

Nach zehnjähriger Planung und zweijähriger Bauzeit wurde am 1. September 2017 der AgroVet-Strickhof feierlich eröffnet. Die Kooperation im Nutztierbereich zwischen ETH, Universität und Kanton Zürich ist in ihrer Form einmalig: Die modernen Anlagen ermöglichen den Kooperationspartnern Strickhof, ETH und Universität Zürich die interdisziplinäre Forschung und Lehre mit unmittelbarem Bezug zur Landwirtschaft.

Mit der Eröffnung von AgroVet-Strickhof begann für die ETH Zürich ein neues Kapitel einer Geschichte, die zehn Jahre zuvor ihren Anfang nahm. Im Jahr 2006 fällte die damalige Schulleitung den strategischen Entscheid, die Agrarwissenschaften zu stärken, da sie den Schlüssel für einige Kernfragen unserer Zeit bilden – das sind Themen wie wachsende Weltbevölkerung, Klimawandel und nachhaltige Bodennutzung. Um hier fundierte Antworten zu finden, braucht eine Hochschule nicht nur die besten Köpfe, sondern auch die passenden Strukturen und Infrastrukturen. So gründete die ETH 2012 das Departement Umweltsystemwissenschaften sowie ein Jahr zuvor das Kompetenzzentrum für Welternährung und beschloss, im Bereich Nutztiere mit der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich und dem kantonalen Kompetenzzentrum für Land- und Ernährungswirtschaft Strickhof zusammenzuspannen. AgroVet-Strickhof nahm Kontur an.

From Feed to Food

Am Standort des Strickhofs in Lindau im Kanton Zürich entstanden im Laufe einiger Jahre eine Reihe von Neubauten mit modernsten Anlagen. Ziel war und ist es, die Wertschöpfungskette nach dem ganzheitlichen Ansatz «From Feed to Food» untersuchen zu können, das heisst von der Futtererzeugung über das Tier bis zum Lebensmittel.

Von besonderer Bedeutung ist das neue Stoffwechselzentrum. Mit Respirationskammern für Gross- und Kleintiere sowie einem Stoffwechselstall ausgestattet, dient es dazu, die Grundlagen von effizienten und umweltfreundlichen Nutztiersystemen zu erforschen. ETH-seitig nutzen insbesondere drei Professuren aus dem Institut für Agrarwissenschaften die neuen Einrichtungen: Susanne Ulbrich, Professorin für Tierphysiologie, Hubert Pausch, Professor für Tiergenomik und Michael Kreuzer, Professor für Tierernährung. Letzterer begleitete das Projekt von Anfang an eng.

AgroVet-Strickhof aus der Luft.
(Foto: Alessandro Della Bella / ETH Zürich)

Wichtigster Schlüssel: Interdisziplinarität

Der grosse Mehrwert von AgroVet-Strickhof liegt in der engen Verbindung von Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung. Dabei fliessen Impulse in beide Richtungen. Die räumliche Nähe von Agrarwissenschaftler*innen, Veterinär*innen und Praktiker*innen sorgt dafür, dass man sich laufend und auf vielerlei Ebenen austauschen kann. «Interdisziplinarität ist einer der wichtigsten Schlüssel für Innovation», unterstrich auch der damalige ETH-Präsident Lino Guzzella in seinem Grusswort zur Eröffnung, bevor er gemeinsam mit Baudirektor Markus Kägi, Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich, sowie dem ehemaligen ETH-Professoren und späteren Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, Bernard Lehmann, den offiziellen Eröffnungsakt beging.

Zu der Kooperation AgroVet-Strickhof gehören nebst dem Hauptstandort Lindau auch der Betriebsstandort Wülflingen, Früebüel auf dem Walchwiler Berg (ZG) und die Alp Weissenstein im Kanton Graubünden. Somit können Forschungsprojekte auf verschiedenen Höhenstufen realisiert werden.