Von Blutgruppenanalysen zur Resistenzzucht

Peter Vögeli – ein Vordenker der Schweinegenetik

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  • Forschung

Die Schweinezuchtorganisationen haben schon früh erkannt, dass Labormethoden (biochemische und später molekulare Genetik) für die praktische Schweinezucht wichtig sind. 1980 trat eine Vereinbarung über die Schaffung und den Unterhalt einer wissenschaftlichen Dienstleistungsstelle für Blutgruppen- und Enzymtypen-Bestimmung beim Schwein zwischen der ETH Zürich und Schweinezuchtorganisationen in Kraft. Peter Vögeli wurde zum Leiter des Labors und hat es bis zu seiner Pensionierung 32 Jahre lang entscheidend mitgeprägt.

In den ersten Jahren entwickelte das Labor die Grundlagen für die Blutgruppen-, Protein- und Enzymtypen-Bestimmung. Es standen 15 Blutgruppen-, 15 Protein- und 10 Enzymtypengenorte für Abstammungskontrollen zur Verfügung. Später wurden Beziehungen zwischen diesen Bluttypen und Leistungseigenschaften untersucht.

Peter Vögeli machte - als Leiter des Bluttypisierungslabors für landwirtschaftliche Nutztiere - 32 Jahre lang wichtige Forschung zur Schweinegenetik, 1994.
(Bild: Institut für Züchtungsbiologie, ETH Zürich)

Stressanfälligkeit

Für die praktische Zuchtarbeit war die Beziehung zwischen einigen Bluttypen und der Stressanfälligkeit relevant. Als Ergänzung zum Halothantest, der nur die homozygot stressanfälligen Tiere erkannte, konnten dank der Haplotypisierung auch heterozygote Trägertiere identifiziert werden.

Erbkrankheiten

Im Labor wurden beispielsweise die Vitamin C Defizienz (rezessiv vererbt, betroffenes Tier kann Vitamin C nicht bilden und ist auf eine Zulage im Futter angewiesen) oder die Congenitale Progressive Ataxie (CPA: rezessiv vererbte neuropathogene Störung, welche zum Kümmern und schliesslich zum Tod führt) untersucht. Arthrogrypose Multiplex Congenita (AMC) ist ein weiteres Beispiel einer im Labor untersuchten rezessiv vererbten Krankheit. Dank der Zusammenarbeit der Einheit Tiergenetik mit der Gruppe Tiergenomik konnte 25 Jahre später die für AMC verantwortliche Genstelle mittels molekulargenetischer Methoden identifiziert werden.

Typische AMC-Symptome beim Ferkel oben. (1) Die Gelenke der Vorder- und Hintergliedmassen sind fixiert und stehen parallel zum Thorax, (2) verkrümmte Wirbelsäule, (3) verkürzter Unterkiefer. Unten ein normales Ferkel.
(Bild: Institut für Züchtungsbiologie, ETH Zürich)

E. coli F18 Resistenz

Dieser Coli-Typ ist in der Schweiz massgeblich für die Ödemkrankheit und den Absetzdurchfall verantwortlich. Das Labor entwickelte einen molekulargenetischen Test, der seit 1996 erfolgreich in der Zucht eingesetzt wird. 1997 erfolgte die Anmeldung des entsprechenden Patents durch die ETH Zürich. Mittlerweile sind alle Edelschweine in der Schweiz resistent.

E. coli F4 Resistenz

Ein grosser Teil von neonatalem und Absetzdurchfall wird durch Infektionen mit E. coli Stämmen verursacht, die F4-Fimbrien besitzen. Der Genort für die Anhaftungsstelle (Rezeptor) der Bakterien im Dünndarm konnte bisher noch nicht identifiziert werden. Ist das Schwein empfänglich, kann eine Anhaftung von Bakterien auf dem Bürstensaum der Darmzelle beobachtet werden, ohne Rezeptor ist dies nicht möglich. Erst kürzlich fand die heutige Einheit für Tiergenetik unter der Leitung von Stefan Neuenschwander jedoch Marker, die eng mit dem Rezeptorgen gekoppelt sind. Diese Marker verbessern die korrekte Identifikation von resistenten Schweinen markant.

Züchter*innen in der Schweiz und auch anderswo haben begonnen, mittels Marker-gestützter Selektion die Frequenz der Resistenzallele zu erhöhen und damit das Auftreten der Krankheit in ihren Herden zu reduzieren und den Einsatz von Antibiotika zu senken, was auch das Tierwohl begünstigt.

A: Bakterien haften sich an den Bürstensaum einer genetisch empfänglichen Dünndarmzelle an.
(Bild: Institut für Veterinärbakteriologie Universität Zürich)
B: Darmzellen eines genetisch resistenten Schweines ohne haftende Bakterien.
(Bild: Institut für Veterinärbakteriologie Universität Zürich)