Drohnen, Jenga, Seifenblasen

Agrarwissenschaften zum Anfassen

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  • Besondere Ereignisse

An der Scientifica am 4. und 5. September präsentierten verschiedene Forschungsgruppen der ETH und Universität Zürich ihre neuste Forschung zum Motto «natürlich künstlich». An prominentem Standort, mitten im Lichthof des ETH-Hauptgebäudes zeigte auch das Institut für Agrarwissenschaften was und wie für die Landwirtschaft der Zukunft geforscht wird.

Über die zum 150-jährigen Jubiläum erstellte digitale Plattform drangen die Besucher*innen in das Universum der Agrarwissenschaften ein. Interessierte Gäste konnten sich dort über die Tätigkeiten der verschiedenen Gruppen informieren und herausfinden, was denn genau Toiletten, Astronauten und Satelliten mit Agrarwissenschaften zu tun haben. Technikliebhaber folgten währenddessen einem Roboterschweinchen auf seinen verschlungenen Pfaden durch das Agro-Versum.

Vom Drohnenparcours zur Pflanzenzucht

Von der digitalen Plattform zog es vor allem Kinder und Junggebliebene bald weiter zum Modell der Field Phenotyping Platform (FIP) der Kulturpflanzengruppe von Achim Walter. Hier galt es einen kurzen Drohnenparcours zu absolvieren. Dieser hatte es in sich; die Flugversuche der jungen Piloten*innen endeten nur selten als elegante Sinkflüge auf den markierten Landeplätzen, sondern viel eher als Abstürze oder ungewollte Ausflüge in die Weiten des Lichthofs. Nichtsdestotrotz weckte das Spiel nebst dem Ehrgeiz der Teilnehmer*innen auch deren Neugier.

Die Gäste erfuhren, dass die mit Kameras und Sensoren bestückten Drohnen genutzt werden, um die Entwicklung von Kulturpflanzen zu dokumentieren und dass die daraus gewonnen Erkenntnisse, die Pflanzenzüchtung unterstützen können (hier weiterlesen). Fragen zu Versuchsdesigns, Drohnen, Sensoren und R-Codes beantworteten die kompetenten Vertreter*innen der Kulturpflanzengruppe gerne.

Futter fürs Klima

Am Stand der Tierernährung präsentierte Melissa Terranova, Leiterin Forschung am AgroVet -Strickhof, einen Ausschnitt ihrer Tätigkeit. Eine Modellkuh aus Holz zeigte anschaulich, wie verschiedene Futtermittel den Stoffwechsel einer Kuh beeinflussen. Wurde die Kuh gefüttert, rülpste und furzte sie – zur Freude der Kleinen - Seifenblasen aus. Die Mengen der Seifenblasen repräsentierte allerdings die Emissionen von Methan, die die Kuh aufgrund der Futtermittel produziert.

Eine mit Haselblättern beigesetzte Futterration könnte den Treibhausgasausstoss reduzieren und gleichzeitig Wohlbefinden und Milchproduktion hochhalten. Ähnliche Effekte zeigen auch Leinsamen. Das gute alte Heu hingegen, macht eine Kuh zwar glücklich, führt aber zu einem hohen Ausstoss des Treibhausgases und einer mässigen Milchproduktion. Die Gäste lernten so anschaulich, wie die Forschung den Beitrag der Nutztiere zur Klimaveränderung reduzieren könnte.

Die digitale Plattform gab Einblick in die Tätigkeiten aller Forschungsgruppen und assoziierten Gruppen des Instituts für Agrarwissenschaften. (Bild: Smith Art)
Von der digitalen Plattform gelangten die Gäste zu den Ständen der drei Forschungsgruppen der Tierernährung, Agrarökonomie- und politik und Kulturpflanzenwissenschaften. (Bild: Smith Art)
Volle Konzentration: Das kontrolliertes Landen auf der Zielscheibe erfordert viel Geschick und ein wenig Glück. (Bild: Smith Art)
Wie beeinflusst Futter die Methanproduktion einer Kuh? Diese Frage beantwortete das Holzmodell ganz anschaulich indem es Seifenblasen ausstösst. (Bild: Smith Art)
Der wacklige Jengaturm symbolisiert die Herausforderungen der Agrarpolitik. Während den anspruchsvollen Bauarbeiten ergaben sich viele inspirierende Gespräche zwischen Studenten und Besucher*innen. (Bild: Smith Art)

Das Jenga der Agrarpolitik

Jenga-Spielsteine mit Begriffen wie «Bäuerliche Tradition», «tiefe Umweltbelastung» oder «preiswerte Lebensmittel» mussten aufeinandergestapelt werden. Die Herausforderung einen stabilen Turm zu bauen, symbolisiert jene der Agrarpolitik. Sie hat den Anspruch die Bedürfnisse und Anliegen aller beteiligten Akteure so zu befriedigen, dass ein stabiles, funktionierendes System entsteht. Dieser Posten sollte zum Nachdenken anregen und nicht überraschend wurde an diesem Stand viel diskutiert und politisiert. Studierende der Agrarwissenschaften standen den Gästen Red und Antwort und wurden ob der verschiedenen Meinungen oft ganz schön gefordert.