Die erste Ordinaria in den ETH-Agrarwissenschaften

Ihr grosses Anliegen – Nachwuchsförderung und Frauen in der Wissenschaft

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Silvia Dorn wurde 1992 die erste gewählte Professorin in den Agrarwissenschaften und auch an der ETH gesamthaft erst die vierte Ordinaria. Von 2002 bis 2004 amtete sie als erste Vorsteherin des Departements Agrar- und Lebensmittelwissenschaften und als Studiendirektorin für beide Studiengänge. Nachwuchsförderung, insbesondere auch für Frauen in der Wissenschaft, war ihr ein grosses Anliegen.

Die erste Ordinaria in den ETH-Agrarwissenschaften, Prof. Silvia Dorn
Die erste Ordinaria in den ETH-Agrarwissenschaften, Prof. Silvia Dorn.
(Bild: SVIAL)

Nach ihrem Studium und Doktorat an der ETH bekleidete Silvia Dorn führende Positionen in der international tätigen Pflanzenschutzfirma Dr. R. Maag AG. Sie war massgeblich beteiligt an der Erforschung und Implementierung eines neuartigen, umweltfreundlichen Insektenwuchs-Regulators für integrierte Systeme. Ihr Sabbatical verbrachte sie an der Columbia University in New York.

Als frisch gewählte ETH-Professorin für Angewandte Entomologie konzipierte sie unverzüglich die Lehrveranstaltungen zu Insekten-Pflanzen-Interaktionen neu und stellte sie ins Spannungsfeld zwischen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft. Die Studierenden bedankten sich für diesen Einsatz bereits zum Abschluss des Semesters mit einem grossen Wandtafelbild voller Witz und Wertschätzung. Viel Echo löste auch die wesentlich von ihr mitaufgebaute interdisziplinäre Arbeits- und Projektwoche (heute interdisziplinäre Projektarbeit) aus, welche die Studierenden aus den drei Fachrichtungen Kulturpflanzen, Nutztiere und Agrarökonomie für eine Woche in einer Landesregion zusammenbrachte. Anhand ausgewählter Betriebe erhoben die Studierenden, begleitet von Dozierenden, den Ist-Zustand mit den Problemfeldern und Bedürfnissen eines Agrarbetriebs, erarbeiteten dann Lösungsalternativen in Teams und stellten diese schliesslich den Betriebsleitenden vor – alles innert einer Woche. Wie nachhaltig dieser Ansatz war zeigt sich auch daran, dass er in den Grundzügen bis heute umgesetzt wird.

Internationale Perspektive

Die Forschung in der Schweiz wurde weitgehend unabhängig von jeder einzelnen Professur aus angegangen. Kontrovers diskutiert jedoch wurde die Frage, ob die ETH-Agrarforschung für Entwicklungsländer besser mit einer gemeinsamen Plattform koordiniert werden sollte. Silvia Dorn engagierte sich für gebündelte Kräfte und wurde so Gründungsmitglied und langjähriges Vorstandsmitglied des Zentrums für Internationale Landwirtschaft an der ETH. In Lateinamerika verwirklichte sie mit Partnern mehrere erfolgreiche Projekte zur umweltverträglichen Ernährungs- und Einkommenssicherung. Die beteiligten Studierenden und Doktorierenden lernten sich in einer anderen Kultur zu bewähren, was sie danach für anspruchsvolle Positionen in Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft befähigte. In der internationalen Fachwelt wurde hervorgehoben, dass Silvia Dorn mit ihrer innovativen Grundlagenforschung auch eine Anwendungsorientierung verbinde, was wirkungsvoll zu einer nachhaltigen Landwirtschaft in vielen Ländern beitrage.

Eine Pionierin

Zur Emeritierung 2013 würdigte das ETH Life Magazin Silvia Dorn als eine Pionierin, die auch junge Frauen für eine wissenschaftliche Laufbahn ansporne. In zahlreichen Podiumsdiskussionen, Workshops und Seminarvorträgen liess sie die junge Generation teilhaben an ihren Erfahrungen als Professorin, Ehefrau und Mutter. Sie ermutigte und inspirierte auch ihre Kolleginnen und gehörte zu den Mitgründerinnen des ETH Professorinnen-Forums. Für ihre Pionierleistungen in Forschung und Nachwuchsförderung erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter von der Universität Newcastle (UK) die Ehrendoktorwürde.